Zollvereinsteig - Kulturwandern im Ruhrgebiet

Wir sind für euch den neuen Ruhrgebietswandersteig im Essener Norden gelaufen und haben ein paar Impressionen mitgebracht!

Unser Start- und Ziel: die Zeche Carl. Im Hintergrund erkennt man das UNESCO Weltkulturerbe Zollverein.

Wandern im Essener Norden

Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Es gibt seit Mitte 2022 einen neuen, ganz offiziellen Wandersteig im Essener Norden. Nach den großen Erfolgen des Kettwiger Panoramasteigs und des Baldeneysteigs bekommt nun also auch der Essener Norden einen eigenen Wandersteig mit analogen Wanderkarten, GPS-Routen zum Download für das eigene Smartphone und einem eigenen Wegzeichen.

Wie unschwer zu erkennen ist, sind die Wegzeichen auf Wandersteigen im Ruhrgebiet nicht immer am nächsten Baum oder Bergkreuz platziert, sondern auch mal an einer Ampel, einem Strommast oder alten Zechenhäusern. Das urbane Wandern sucht sich seine Wege. Generell sucht sich dieser Wandersteig seine Wege auf die unterschiedlichsten Weisen. Der Steig führt uns unter Autobahnen entlang, über Halden, über Bäche, durch dichten Wald, auf Mountainbike-Trails (als Fußgänger!) und auf überraschenderweise viele Friedhöfe. Nichtsdestotrotz zeigt uns die Route ein Ruhrgebiet, das viele so nicht erwarten: ein grünes Ruhrgebiet. Neben den großen Industrieflächen Carl und Zollverein herrscht pure Vorstadt-Idylle, teilweise fühlt man sich fast zu nah an den Kleingärten, den Balkonen, den Wäscheleinen der Anwohner. Man kommt der berüchtigten Ruhrgebiets-Romantik auf der der ganze Mythos der Region beruht hier auf eine sehr ehrliche und ursprüngliche Art und Weise näher. Natürlich sind die Zechen, die Fördertürme, die Loren die vermarktbaren Imagebilder - was die Region aber groß und unverwechselbar gemacht hat sind doch die Menschen, die Kumpel-Geschichten von Freundschaft, Miteinander, Füreinander ohne Kompromisse. All diese Menschen arbeiten heute natürlich nicht mehr im Bergbau, doch die Bräuche, Gewohnheiten, die Menschlichkeit, das Ruhrgebietsnaturell sind geblieben. Man möchte fast sagen eine Ruhrgebiets-Folklore, der wir auf dem Zollvereinsteig unverblümt begegnen. Trinkhallen, Buden, Konsumanstalten. Zechen, Halden, Fußballstadien. Hier hebt sich der Zollvereinsteig natürlich klar von den anderen beiden Essener Wandersteigen ab, denn diese Dinge können wir im Essener Süden in der Form nicht erleben.

Unsere Route

Wir starten und enden den Zollvereinsteig selbstverständlich auf Carl direkt vorm Malakowturm. In vorgegebener Laufrichtung erleben wir den Steig als sehr grün, abwechslungsreich und anspruchsvoll. Der Steig ist ein reiner Wandersteig und kann nicht mit dem Fahrrad, E-Bike, E-Scooter oder Kinderwagen absolviert werden. Festes Schuhwerk ist ebenso unabdingbar. Die steilen Haldenpassagen auf der Schurenbachhalde sind vorallem abwärts durchaus anspruchsvoll. Für Familien und Radfahrer gibt es aber auch immer die Möglichkeit sich über digitale Karten ausgebaute Alternativrouten zu suchen. Generell verpasst man schnell mal einen Wegweiser und ist dann auf die digitale Routenplanung angewiesen. Außerdem finden sich abseits der Route spannende Ausflugsziele, wie z.b den Nordsternpark oder die Stauder Brauerei.

Die Gastronomien entlang der Route sind, abgesehen von dem Malakow-Biergarten auf Carl und den Lokalen auf Zollverein, nicht unbedingt direkt an der Route. Professionelle Wandernde sollen ja immer Verpflegung bei sich tragen. Sonst finden sich, je nach Wochentag, aber auch kleine nicht-gastronomische Verpflegungsstellen entlang des Steigs.

Sobald wir die Zeche Carl hinter uns lassen beginnt ein grüner Naturwanderweg durch Wald, Wiese und private Gärten. Hier mischen sich heimische und exotische Pflanzen. Apfelbäume neben Palmen neben Rosen neben Wein.

Der Aufstieg auf die Schurenbachhalde belohnt uns Wandernde mit einem charmanten Aus- und Überblick über die unmittelbare Region. Die Halden, Stadien, Skihallen, Gasometer der Region sind von hier alle zu erspähen. Wieder unten ein gewohntes Bild: Wald, Wiese, Pferde. Bis zur Pferderennbahn in ist es noch ein Stück, aber das Vorstadtpony steht hier.

Durch den Revierpark Nienhausen und über zwei Friedhöfe sowie diverse Mountainbiketrails gelangt man dann auf das Weltkulturerbe Zollverein. Für uns natürlich nicht Start- und Zielpunkt, sondern Zwischenstopp. Aber hier gibt es alles, was Einheimische, Zugezogene und Touristen brauchen. Kultur, Gastronomie, Architektur, Kunst, Führungen, Ruhe. Alle Infos gibt es hier: www.zollverein.de

Von Zollverein bis zur Zeche Carl ist es nur noch ein kleines Stück und nach anstrengenden Stunden auf dem Wandersteig freuen wir uns natürlich unseren Tag im Biergarten vor dem Malakow ausklingen zu lassen.

Zollvereinsteig - Kulturerbe und Naturerlebnis

Für wen ist also dieser Zollvereinsteig durch den Essener Norden gedacht? Für jeden, der die Ruhrgebiets-Folklore sucht, sich von der grünen Realität des Ruhrgebiets überzeugen will oder die großen Zechengelände erkunden möchte. Ein gewisses Fitnesslevel ist sicherlich hilfreich. Für Familien und Radwandernde empfiehlt sich sicherlich eine alternative digitale Routenplanung.

Wir freuen uns, wenn der Zollvereinsteig dazu beiträgt Menschen für den Essener Norden zu begeistern. Der Essener Norden und auch die Zechengelände sind Orte des Mit— und Füreinanders. So wie einst in den großen Zeiten der Kohle.

Glück auf!

Infos & Karten : www.visitessen.de
Biergarten: Restaurant Malakow
Getränk: www.stauder.de

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